Wie wir uns entscheiden – Denkfehler im Alltag - Entscheidungsermüdung

Wir treffen täglich unzählige Entscheidungen – von der Wahl unseres Outfits bis hin zu lebenswichtigen Entscheidungen wie der Wahl unseres Arbeitsplatzes. Allein unmittelbar nach dem Aufstehen steht uns eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung: 

Erst Kaffee oder erst duschen? Welches Shampoo wähle ich heute? Im Hemd oder im T-Shirt? Kurze Hosen oder doch lange? All diese kleinen und großen Entscheidungen beeinflussen unser Leben nachhaltig – da lohnt es sich auf jeden Fall einmal nachzuforschen, wie wir eigentlich Entscheidungen treffen & welchen Illusionen wir aufliegen.

Die Artikelserie „Wie wir uns entscheiden…“ soll dir dabei helfen, dich jeden Tag ein bisschen besser zu entscheiden, indem sie typische Denkfehler aufdeckt und erklärt – Heute befassen wir uns deshalb mit der Entscheidungsermüdung.

Eines vorweg: Die Entscheidungsfindung ist ein extrem komplexer Prozess – aus diesem Grund versuchen wir so persönlich wie nur möglich dieses Thema abzudecken. Hier geht es nicht um Wahrscheinlichkeitsrechnung, sondern darum zu verstehen, was in unseren Köpfen vorgeht.

Wie treffen wir eigentlich Entscheidungen?

Wir glauben häufig, dass wir völlig rational entscheiden, aber das Gegenteil ist der Fall. So gut wie alle unserer Entscheidungen laufen unterbewusst und irrational ab. Die Forschung hat gezeigt, dass wir (zum Großteil) auf Grund von Emotionen entscheiden und unsere Handlungen / Entscheidungen dann nachträglich mit rationalen Argumenten rechtfertigen.

Das eigentlich Faszinierende daran ist aber die Tatsache, dass wir auf dieselbe Art und Weise entscheiden, selbst wenn wir wissen, dass wir rein emotional entscheiden.

Ich persönlich befasse mich seit mehreren Jahren mit Marketing, berate Unternehmen und zeige was hinter Marketing & unseren Entscheidungen steckt – und trotzdem (oder vielleicht auch deswegen) bin ich vor Werbung, Marketing & emotionalen Entscheidungen absolut nicht 100% gewappnet. Ein kleines Beispiel?:
Vor einigen Jahren hatte mein ehemaliger Mitbewohner seine letzte Klausur und wir wollten das als WG gemeinsam feiern. Ich war drauf und dran einen Kuchen zu backen, aber wir hatten uns dann doch sehr spontan dafür entschieden eine Fertigtorte aus dem Aldi zu besorgen. Ich stand also im Aldi und hatte die Qual der Wahl: Welche Torte besorge ich nun? Was ist die richtige Torte? Lieber Erdbeere oder doch besser ein Käsekuchen? Nach kurzer Überlegung kam ich zum Entschluss: Es wird eine Torte von Coppenrath & Wiese.
Ist die Coppenrath & Wiese-Torte besser als die Aldi-Eigenmarke? Vielleicht – ich weiß es nicht. Aber ist sie mehr als doppelt so gut? Wahrscheinlich nicht. Trotzdem fiel mein Entschluss fast ohne zu zögern auf Coppenrath & Wiese, obwohl diese mehr als doppelt so teuer war.

Wir entscheiden emotional!

Als ich an der Kasse stand, habe ich darüber nachgedacht, wieso es ausgerechnet diese Torte sein musste. Waren es die Werbungen von Coppenrath & Wiese, die ich als kleines Kind immer wieder gesehen habe? Oder waren es doch die Erinnerungen an die Geburtstagsfeiern von meinem Bruder und mir, bei der wir eine solche Torte bekommen hatten? Durch meinen Kopf rasten Bilder wie mein Bruder und ich auf der Veranda saßen, Kuchen aßen und mit Wasserpistolen im Garten spielten. Bilder wie wir im Sommer einfach Spaß hatten – und ich musste innerlich schmunzeln. 
Als ich beim Kassierer ankam wurde mir klar: Ich kaufe diese Torte nicht nur für meinen Mitbewohner – ich kaufe die Torte auch für mich. Für die Emotionen, die ich mit dieser Torte verbinde.
Aber wieso entscheiden wir auf Grund von Emotionen? Wieso treffen zivilisierte, gebildete Menschen Entscheidungen basierend auf „banalen Gefühlen“, obwohl wir die Fakten kennen?
Die Antwort hierauf ist ebenso komplex wie faszinierend.

Die Hauptaufgabe unseres Gehirns: Überleben!

In uns schlummern Millionen von Jahren Evolution und ein paar Jahrhunderte Kultur. Was glaubst du wer gewinnt?
In den allermeisten Fällen gewinnt die Evolution, das wird dich sicherlich nicht überraschen. Egal für wie zivilisiert wir uns halten: unsere archaischen Gefühle treten immer wieder an die Oberfläche – Im Prinzip sind wir Affen in Anzügen.

Wir halten uns für unglaublich clever & zivilisiert, aber allein die COVID-Pandemie hat uns gezeigt, dass wir nicht so zivilisiert sind, wie wir denken – sonst hätte es keine Hamsterkäufe von Toilettenpapier gegeben😊 (Falls wirklich die Zivilisation zusammengebrochen wäre, wäre Toilettenpapier wohl kaum DAS A und O…).
Wir sind als Lebewesen nur so weit gekommen, wie wir heute sind, weil unser Gehirn seine wesentliche Aufgabe erfüllt hat: Es hat unser Überleben gesichert.

Denkfehler und Hindernisse im Alltag

Im Laufe eines Tages unterliegen wir vielen Denkfehlern und Hindernissen, die es uns erschweren bessere Entscheidungen zu treffen. Um dich in Zukunft besser zu entscheiden, zeige ich dir in diesem Artikel ein allzu bekanntes Hindernis.

Die Entscheidungsermüdung:

Wir kennen es alle: An manchen Tagen starten wir hoch motiviert und wir könnten buchstäblich Bäume ausreißen. Wir duschen, wählen unser Outfit, fahren zur Arbeit und sind bereit zum Durchstarten. Wir fällen mit Leichtigkeit selbst die schwersten Entscheidungen. Egal ob privat oder beruflich – an diesen Tagen scheint es einfach zu laufen. Wir haben das Gefühl, wir könnten an diesen Tagen alles erledigen. Doch im Verlaufe des Tages fällt es uns plötzlich immer schwerer Entscheidungen zu treffen und unsere mentale Fitness nimmt spürbar ab. Nach der Arbeit geht es jetzt noch in den Baumarkt – schließlich müssen wir noch die neuen Fliesen für das Bad aussuchen. Was morgens nach purem Spaß klingt, wird abends zur wahren Tortur. Wir wollen jetzt eigentlich nur noch nach Hause und haben im Grunde genommen keinen Kopf mehr für die Fliesen. Wir sind schlichtweg nicht mehr in der Lage qualifizierte Entscheidungen zu treffen – es fühlt sich an, als ob wir unser Kontingent an Entscheidungen ausgeschöpft hätten.
Dieses Phänomen ist auch als Entscheidungsermüdung bekannt. Es ist tatsächlich so, dass wir im Laufe eines Tages schlechtere Entscheidungen treffen und nicht mehr dazu bereit sind komplexe Themen zu entscheiden. Unser Gehirn nimmt wieder eine Denkabkürzung und entscheidet sich im Zweifelsfall einfach möglichst schnell. Wenn es eine Art „Default“ gibt, wählen wir einfach diesen – und dieser ist sicherlich nicht die beste Lösung. Erst letzte Woche habe ich mich abends dabei erwischt, eine Pizza in den Ofen zu schieben, da ich mich schlichtweg nicht mehr aufraffen konnte, eine Entscheidung für mein Abendessen zu treffen.

An manchen Tagen ist unser Entscheidungskontingent größer als an anderen – an diesen „schlechteren“ Tagen haben wir weniger wirklich gute Entscheidungen zur Verfügung. Gerade an diesen Tagen sollten wir umso mehr die wichtigsten Entscheidungen morgens treffen. Je früher wir diese Entscheidungen treffen, desto eher haben wir wirklich noch einen Kopf dafür.

Außerdem sollten wir so wenig wie möglich Entscheidungen an banale Dinge verschwenden – aus diesem Grund helfen Routinen ungemein. Wenn ich mich morgens entscheiden muss, ob ich zuerst duschen gehe oder doch zuerst die Zähne putze, habe ich im wahrsten Sinne eine Entscheidung verschwendet. Eine einfache und effektive Morgen- & Abendroutine kann uns somit also wirklich helfen besser zu entscheiden. Weniger Entscheidungen führen damit zu besseren Entscheidungen – Manchmal ist weniger eben mehr 😊

Fazit: Was bedeutet das für uns?

Entscheidungen sind hochkomplex und es gibt absolut kein Patentrezept für gute Entscheidungen. Wenn wir uns aber darüber bewusst sind, dass Emotionen die Haupttreiber unserer Entscheidungen sind, können wir etwas besser damit umgehen.
Zusammenfassend lässt sich also sagen:
1) Sei dir bewusst, dass wir absolut nicht rational handeln.
2) Triff deine wichtigsten Entscheidungen morgens.
3) Verschwende so wenig gute Entscheidungen wie möglich – deine tägliche Routine kann hier wirklich hilfreich sein.
4) Überlege dir, welcher Wunsch hinter deinen Emotionen steht.

Mit ein bisschen Abstand treffen wir also meist bessere Entscheidungen.
Im nächsten Artikel der Serie „Wie wir uns entscheiden…“ befassen wir uns mit Framing – und wie leicht wir uns beeinflussen lassen.

Wenn du mehr über Marketing & Entscheidungsfinden wissen willst, trag dich einfach in unseren Marketing-Newsletter ein –  Wir informieren dich dann, wenn es neue Artikel gibt. 

Deine Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuche es erneut.
Deine Anmeldung war erfolgreich.

Unser Marketing-Newsletter

Wenn du mehr über Marketing erfahren willst, melde dich zu unserem Newsletter an und bleib immer auf dem Laufenden. 

Wir verwenden Sendinblue als unsere Marketing-Plattform. Wenn Sie das Formular ausfüllen und absenden, bestätigen Sie, dass die von Ihnen angegebenen Informationen an Sendinblue zur Bearbeitung gemäß den Nutzungsbedingungen übertragen werden.

Be a Market-Changer!
Favicon-Market-Change.png